Höchstpreis für Kleinstwertpapier Das Glanzstück des ersten Auktionstags war unbestritten eine der seltensten Briefmarken der Welt aus dem Jahr 1851: die «Rayon I hellblau mit vollständiger Kreuzeinfassung». Dieses Paradestück der Weltphilatelie wurde für 162‘500 Fran- ken verkauft, womit die Schätzung von 100‘000 Franken im Auktionskatalog weit übertroffen wurde. Rapp Ohmann ordnet das Ergebnis ein: «Das Interesse war bereits im Vorfeld sehr gross. Diese zwei Quadratzentimeter sind ein emotionales Wertpapier in Kleinstformat. Nicht nur Briefmarkensammler haben sich dafür interessiert, sondern auch Investoren. Es gibt ganz wenige gut erhaltene Marken der «Rayon I hellblau mit vollständiger Kreuzeinfassung». Vom Restaurant Hirschen in Muotathal auf die Weltbühne: Die geschichtsträchtige Münzsammlung «Muotathal» wurde an der Versteigerung für 20‘000 Franken verkauft. Sogar im Nahen Osten wurde mitgeboten. Dass Gold gerade in Krisenzeiten als sicherer Hafen gilt, zeigte sich an der Münzenauktion im Auktionshaus Rapp ein- drücklich: Um eine russische Goldmünzensammlung mit Raritäten, die zum Teil aus dem 18. Jahrhundert stammen, entbrannte ein regelrechtes Bietergefecht. Vor allem aus Russland gingen hunderte Online-Gebote ein. So wurde die auf 28 Lose aufgeteilte Sammlung für insgesamt 137‘625 Franken versteigert. Marianne Rapp Ohmann, Geschäftsführe- rin des Auktionshauses Rapp, zeigte sich hocherfreut. Überrascht habe sie der hohe Preis indes nicht: «Investments mit historischem Hintergrund werden nebst Aktien und Immobilien immer mehr zur Alternative in einem diversifizierten Investment-Portfolio.» Die Versteigerung von Schmuck, Luxusuhren und Designerhandtaschen habe zu noch mehr Online-Beteiligung geführt und für einzelne Luxusschätze seien ebenfalls überdurchschnittlich gute Preise bezahlt worden. Ein Schmuckset von Van Cleef und Arpels mit einer Kette in Gelbgold und Türkis-Kleeblatt-Motiven wurde sogar für 30‘000 Franken und damit für den dreifachen Schätzpreis versteigert. Für einen spektakulären Anhänger mit einem Diamanten im Kissenschliff bezahlte jemand 62‘500 Franken. «Ausgefallen ist beliebt» Auch Luxusuhren und -handtaschen standen hoch im Kurs: «Vor allem Uhren der bekannten Marken wie Rolex und Patek Philippe, limitierte Taschen von Louis Vuitton und natürlich beliebte Sammlertaschen von Hermès erzielten überdurch- schnittliche Preise», sagte Marianne Rapp Ohmann. «Je ausgefallener und rarer, desto beliebter.» Dazu zählte die «Rolex 3525»: Sie war der erste Chrono- graph der Welt mit wasserdichtem Armbanduhrengehäuse. Ein Exemplar dieser extrem seltenen Uhr kam nach einem intensiven Bietergefecht für 40‘000 Franken unter den Hammer. Kurz darauf erzielte eine Patek Philippe, die ebenfalls in den späten 1930er-Jahren produziert wurde, den identischen Verkaufspreis. Bei den Luxushandtaschen schwang eine praktisch neuwertige Kelly-Bag von Hermès aus dem Jahr 1976 oben aus: Sie wurde für über 11‘000 Franken verkauft. Online-Boom hält an Marianne Rapp Ohmann ist davon überzeugt, dass der Online-Boom anhält, auch wenn die Coronakrise hoffentlich möglichst bald überstanden sei. Die Infrastruktur für das digitale Bieten werde im Auktionshaus Rapp deshalb weiter ausgebaut. Eine Auktion lebe aber natürlich in erster Linie von den Bieterinnen und Bietern vor Ort. Sie hoffe deshalb sehr, dass der Auktionsaal an der nächsten Auktion wieder für alle Interessierten offensteht. Verkaufspreis inkl. Aufgeld ohne Mehrwertsteuer 5